Mittendrin statt nur dabei!

Unter dem Motto „Go West“ wechselten die Sport Austria Finals nach 3 Jahren in Graz nach Innsbruck. Das bedeutete über 6500 AthletInnen an fünf Wettkampftagen, verteilt über ganz Tirol, von Wörgl bis zum Ötztal. In Summe 200 Titelentscheidungen in 41 Sportarten und ca. 42.000 ZuschaurerInnen. Und Orientierungslauf? An prominenter Stelle direkt bei der Eröffnungsfeier: Mittendrin statt nur dabei!

Die unterschiedlichen Vorgaben, Anforderungen, Bedürfnisse und Möglichkeiten der Sport Finals (als übergeordnete Organisation), von ÖFOL (als Bewerber),den Tiroler Vereinen OII und HSV Absam OL (als durchführende Vereine) und auch dem ORF (mit vorgegebenen Sendezeiten) unter einen Hut zu bringen erforderte eine diffizile Abstimmungsarbeit. Viel Verhandlungsgeschick, Erklärungsarbeit und Kompromissbereitschaft waren nötig um innerhalb bestehender Grenzen und Bedingungen, die eine Großveranstaltung in diesem Format eben mit sich bringt, bestmöglich attraktive Wettkämpfe anbieten zu können.

Beispiel dafür ist der internationale OL-Wettkampfkalender, der leider keine Rücksicht auf die Pläne der Österreichischen Sportorganisation nimmt. So wurden die Finals für die international startenden EliteläuferInnen zu einer Zwischenetappe bzw. zu einer Trainingseinheit zwischen den Weltcups in der Schweiz und Italien. Ohne diese Vorgabe wäre für einen Sprint durch die Innsbrucker Innenstadt ein ruhiger Sonntagvormittag anstelle eines geschäftiger Wochentages eindeutig zu bevorzugen gewesen.

Letztlich konnte aber ein für OrganisatorInnen wie LäuferInnen herausforderndes Quartett an Wettkämpfen mit ÖStM Sprint, ÖM Mixed Sprint Relay, AC Sprint und ÖM Mannschaft auf die Beine gestellt werden.

Aus Sicht der veranstaltenden Vereine stellte diese Melange aus Wettkämpfen eine Herausforderung dar. Staffel- und Mannschaftsbewerbe bedeuten hohe Komplexität in der Vorbereitung und Durchführung und locken undankbarer Weise oft nur weniger TeilnehmerInnen an den Start.

Diejenigen allerdings, die den Weg nach Innsbruck und auf die Hungerburg gefunden haben waren begeistert vom Ambiente der Großveranstaltung mit allen technischen Features. Vor allem NachwuchssportlerInnen waren beeindruckt von der Professionalität, der technischen Aufbereitung des OL im Zielbereich vor dem Landestheater, den FotografInnen entlang der Strecke, den adhoc geführten Interviews im Ziel, dem Laufen mit GPS-Trackern aber auch vom Verhalten erfahrener EliteläuferInnen beim Mannschaftsbewerb. Die ZuschauerInnenpräsenz, das Angefeuert werden von PassantInnen, das Interesse an unserem Sport wurde von den AthletInnen ebenso positiv wahrgenommen wie das ein oder andere Feedback aus Familie, Freundeskreis und sogar Schule!

Das Konzept einer Multi-Sport-Veranstaltung bring neben sehr viel Abstimmungsarbeit aber auch Vorteile mit sich. Abgesehen davon, dass allen akkreditierten SportlerInnen ein gratis VVT-Ticket zur Verfügung gestellt wurde, war der OL in der Stadt Teil eines umfassenden Verkehrskonzeptes und professionell durch die Polizei abgesichert. Ein weiterer Vorteil der Großveranstaltung war, dass auch der bislang als „unberührbar“ geltende Hofgarten für den OL-Sport seine Tore öffnete. Auch Vermarktung, Werbung und Präsentation erfolgten über die Austrian Sport Finals, genauso wie die Möglichkeit sich im Rahmen der Eröffnungsfeier bzw. beim anschließenden Empfang im Brahms vereins- und verbandsübergreifend auszutauschen und über Sportartgrenzen hinaus zu vernetzen.

Durch die Integration der ÖStM in die Eröffnungsfeier der Finals konnte viel Aufmerksamkeit auf unseren Sport gelenkt werden. Während die Herren noch weitgehend unbeachtet zeitgleich mit den Ansprachen auf der Bühne über die Ziellinie sprinteten, belagerten wenig später beim Rennen der Damen Kameras und Mikrophone die Ziellinie. Ein würdiger Rahmen mit entsprechender Publikumswirksamkeit.

Unzählige Berichte, Fotos und Videos gibt es hier: Orientierungslauf (picdrop.com) / Orientierungslauf (picdrop.com) / https://www.sportaustriafinals.at/ oder hier: https://www.picdrop.com/sportaustria/R2GmzSxvCx und zumindest aktuell in der Videothek des ORF unter https://tv.orf.at/suche104.jsp?qterm=Orientierungslauf&startDate=2024-05-29&endDate=2024-06-20

Auf Seiten des OII sorgte unter der Leitung von Adrian Wickert ein Team mit Jakob Pauser, Florian Kurz, Robert Mayrhofer und Wolfgang Madl für ansprechende und anspruchsvolle Bahnen, Konzepte und Abläufe der Veranstaltungen in Innsbruck. Jakob und Florian waren mit ihrer langjährigen Leistungssport-Erfahrung mit Rat und noch viel mehr Tat eine wertvolle Unterstützung. Eine besondere Herausforderung waren die im Tagesrhythmus neu in die Karte einzutragenden Baustellen und Aufbauten der Sport Finals. Und eine Heerschar an hochmotivierten HelferInnen sorgte sich um die nichtvorhersehbaren Hindernisse, die ein Lauf in der Stadt mit sich bringen kann: eine Schützenkompanie auf der Ziellinie zur Nullzeit, eine indische Reisegruppe im Zieleinlauf, der Quarantänebereich in der Kita, BobfahrerInnen samt Bob im Weg, nicht kommunizierte, neue Baustellen im Startbereich, Stadträder die Posten einparken,… letztlich konnte für jedes Problem eine schnelle Lösung gefunden werden. Und übrigens: Straßenbahnen haben IMMER Vorrang (aber die Wartezeit wird herausgerechnet)!

Wettermäßig hatten die VeranstalterInnen der ersten drei Tage großes Glück und die Sonne strahlte zur richtigen Zeit und quasi punktgenau. Genauso wie die Gesichter des ganzen Teams, das bei allen Herausforderungen nie die gute Laune verlor und das Staffelholz nach Verpflegungsposten Food-Truck und Pizza an den HSV Absam übergab.

Dieser hat nach beinahe einem Jahr Vorbereitungszeit auf der völlig neu erstellten Karte Hungerburg ideale Voraussetzungen für eine fordernde Österreichische Mannschafts-Meisterschaft geschaffen aber wettermäßig Pech. Die WettkämpferInnen bewiesen bei strömendem Regen und frostigen Temperaturen Sportsgeist und Wetterfestigkeit!

Die überaus kreativ und professionell gelegten Bahnen wurden durch den Schweizer Import des HSV Absam OL, die WeltklasseläuferInnen Mario und Monika Ammann gefühlvoll ins Gelände gefügt. Die LäuferInnen waren von der neuen Karte, einem Eigenprodukt des HSV Absam mit den Kartenzeichnern Peter Schnegg und Franz Riegler durchwegs zufrieden. Die verbreitete Angst vor der “unbelaufbaren Hungerburg” wurde durch ansprechendes, interessantes und gut belaufbares Gelände rasch aufgelöst. Die geschickte Bahnlegung war sicher auch ein Grund dafür. Die Anforderung sich die Bahnen günstig aufzuteilen entsprechend hoch und herausfordernd.

Und auch hier zeigte sich der Zusammenhalt und die Begeisterung sowie Wetterfestigkeit der Tiroler Orientierungsläufergemeinschaft: der HSV Absam OL konnte sich bei der Durchführung auf die verlässliche Hilfe und Unterstützung der anderen OL-Vereine in Tirol verlassen. Ein Tiroler Vorzeigemodell könnte man beinahe sagen. Und auch dieser Bericht ist das Ergebnis einer vereins- und generationsübergreifenden Kooperation.

Zusammenfassend für alle Wettkämpfe gilt, dass sich die organisierenden Vereine dieser OL-Veranstaltungen mehr TeilnehmerInnen verdient hätten. Die SportlerInnen, welche in Tirol waren, waren jedenfalls durchwegs begeistert. Sie haben echten Sportsgeist und OL-Begeisterung erfahren und auch selber bewiesen. Ein großes Dankeschön an alle, die durch Ihren Einsatz die Veranstaltung ermöglicht haben.

Weitere Fotos und Berichte gibt es https://www.facebook.com/hsvabsamol/photos sowie auf www.oefol.at

Barbara GF, Florian G, Klaus Z, Wolfgang M

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